Wegbeschreibung: Zu Blasmusikklängen "Dem Land Tirol die Treue" verlassen wir um Punkt 14 Uhr, flaniert von Rittern Kaltenbergs, im Gefolge des Prinzen Ludwig von Bayern die große Arena von Kaltenberg.
Der Weg führt über bequeme Rad- und Feldwege, ich gebe Gas und habe den Prinzen bald überholt und weit hinter mir gelassen. In St. Ottilien erwartet mich ein kleiner Checkpoint - Ich fülle nur mein Wasser auf und registriere meine Startnummer, halte mich aber ansonsten nicht weiter auf - nach 6km sind die Füße noch fit! Bald ist der Ammersee erreicht, und nun geht es erstmal lang am Ufer entlang. In Utting habe ich wieder Gelegenheit, mein Wasser aufzufüllen (was bei ordentlich Sonne auch dringend nötig ist!), hier esse ich auch kurz etwas und marschiere aber schon bald tapfer weiter. Die Sonne nähert sich dem Horizont, und als ich in Dießen am Münster ankomme, ist sie schon nicht mehr zu sehen. Hier würde es sogar eine warme Mahlzeit geben - bevor ich das bemerkte habe ich mich allerdings schon mit Snacks eingedeckt... Ich lüfte beim Essen kurz die Füße aus, fülle mein Wasser auf und mache mich wieder auf den Weg. Lampe und Warnweste im Anschlag, kann die Nacht nun kommen. Bis ich in der Sporthalle von Wessobrunn ankomme, ist es längst finster. Hier strecke ich nocheinmal die (mittlerweile müden) Füße aus, fülle Wasser auf, und gehe bald weiter. In nun stockdunkler Nacht herscht nun eine ganz besondere Stimmung, die meiste Zeit bin ich jetzt alleine auf der Strecke, die 750 Teilnehmer verteilen sich ganz gut, so dass ich nur noch selten jemandem begegne. Umso schöner, aber leider lasse ich mich so auch verleiten, an einer Stelle falsch abzubiegen. Obwohl mich das Knicklicht in die richtige Richtung führen würde, vertraue ich dem GPS-Track mehr und biege ab. Als mir klar wird dass es eine Sackgasse ist, und ich wieder zurück auf dem richtigen Weg bin, sind fast 2km mehr auf der Uhr. Naja, sollte auch nicht mehr viel Unterschied machen 😅.
Der weitere Weg verläuft ohne Probleme, und kurz vor 1 Uhr erreiche ich die Gaststätte am Märchenwald Schongau. Hier nehme ich mir ordentlich Zeit, den Tank mit Snacks und Wasser zu füllen, und die mittlerweile deutlich schmerzenden Füße zu lüften. Eine gute halbe Stunde später geht es mit neuen Kräften weiter, die Pause hat wahre Wunder gewirkt. Wir durchqueren Peiting, und halten uns nun eine ganze Zeitlang an der B23, wo uns auch eine kleine Zwischenstation mit heißem Zitronentee erwartet, der dankend angenommen wird! Natürlich nutze ich die Gelegenheit auch, ein paar Minuten die Füße lang zu machen! Aber es muss weitergehen, und im ersten Licht der Dämmerung erreiche ich die Wieskirche, wo mich ein warmes Weißwurstfrühstück und dampfender Kaffee erwarten. Ich nehme mir reichlich Zeit dafür, schneide kurzerhand die erste Blase an der Ferse auf, und als ich den Gasthof 45 Minuten später verlasse, ist es bereits hell, und eine Alphorngruppe bläst zum Sonnenaufgang, ein ganz besonderer Moment, der mir nocheinmal Kraft gibt, für das folgende letzte Viertel des Weges. Nun habe ich auch das traumhafte Panorama der Allgäuer Alpen vor mir, das mit jedem Schritt größer wird. Über saftige Almen führt der Weg nun, und schnell ist der letzte Checkpoint am Maibaum Bayerniederhofen erreicht. Hier halte ich mich nur kurz auf, esse und trinke etwas, und gehe tapfer weiter, Neuschwanstein und Hohenschwangau, und somit das Ziel nun immer im Blick! Zwischendurch halte ich nocheinmal kurz an, um eine zweite Blase zu öffnen, was aber nur noch wenig Linderung bringt, die Füße sind schon zu sehr aufgequollen, und viel mehr Schmerzen verursacht mittlerweile mein Schienbein, welches mich bei jedem Schritt quält (und ich vielleicht schon am Märchenwald von den Sanitätern hätte tapen lassen sollen). Die letzten 10 Kilometer entpuppen sich mal wieder als die Anstrengendsten, aber Umdrehen wäre hier nunmal auch blöd, also schleppe ich mich weiter, über schöne Almen, zwischen Forggensee und Bannwaldsee hindurch, bis ich Schwangau erreiche - und festestelle dass es immernoch 3km bis ins Ziel sind! Im Zeitlupentempo wächst das Schloss vor mir, ich schlängle mich durch die Touristenmassen, kämpfe mich den letzten Anstieg zum Schlosshof nach oben, und werde schließlich gebührend von den Rittern Kaltenbergs empfangen - und scheitere fast daran, weit genug in die Knie zu gehen, um mir ein kühles Bier aus dem Schlossbrunnen zu fischen 😅